Ulrike
Möschel geht mit stets auf Empfang gestellter Antenne durch die Welt und lässt
sich von Orten, Gegenständen und Materialien zu ihren Arbeiten inspirieren.
Durch subtile künstlerische Intervention beraubt sie vertraute Dinge ihrer
ursprünglichen Bestimmung und verleiht ihnen im Austausch dafür eine höchst
poetische Aura. Häufig beschäftigen sich die Installationen der Künstlerin mit
dem Stadium der Kindheit: Die materiellen Verletzungen, die sie zum Beispiel
durch Aufribbeln dem Seil einer auf Erwachsenenhöhe gehängten Schaukel in
Griffhöhe zufügt oder eine im Wortsinne vor die Wand gefahrene Rutsche,
verweisen metaphorisch auf die Brüche, welche sich in jeder Biographie
ausmachen lassen. Überhaupt sind gerade die leeren oder beschädigten Stellen
entscheidend für die Lesart von Möschels Werken. Bei Niemandsland ziehen sich die Spuren aus
blau-weißem Bruchglas, welches sich bereits in dem als Ausstellungsort
fungierenden alten Industriegebäude befand, exakt über eine von Betonpfeilern
eingegrenzte Fläche. In Verbindung mit dem Titel wird ein Paradox daraus: ein
akribisch markiertes Territorium, welches dennoch niemand betreten kann.
Überhaupt operiert Ulrike Möschel mit dem Aspekt des Absurden: In dem mit Folie
abgeklebten Fenster eines Mehrfamilienhauses erblickt man bei sonntagsabends von der Straße aus die Projektion
eines Hais, der im Wasser seine Bahnen zieht.
Bei allem Angriff auf die für die Arbeiten benutzen Gegenstände ist jedoch nie Brutalität gegen das Material spürbar und es werden durchgängig höchste ästhetische Ansprüche gewahrt: Das aufgeribbelte Seil der Schaukel erinnert an Engelshaar und Scherben sind fein säuberlich zu glitzernden malerischen Linien arrangiert. Die Künstlerin transformiert durch die Sensibilität und Klarheit in ihrer Formgebung alltäglich konnotiertes Material zu etwas Kostbarem.
Teilweise arbeitet Ulrike Möschel mit Sprache. Gedichtfetzen und kurze Sprüche erklären nicht die Welt, sondern evozieren lediglich vage melancholische Gefühle. Die Voraussetzung hat sie durch das Aufspannen atmosphärisch dichter Räume geschaffen - ob ausgehend hiervon ein tieferes Hinabsteigen in eigene Fragestellungen stattfindet, überlässt Ulrike Möschel ganz dem Rezipienten.
Julia Ritterskamp, 2011, in RISING – Young artists to keep an eye on, DAAB Verlag, Köln 2011
Bei allem Angriff auf die für die Arbeiten benutzen Gegenstände ist jedoch nie Brutalität gegen das Material spürbar und es werden durchgängig höchste ästhetische Ansprüche gewahrt: Das aufgeribbelte Seil der Schaukel erinnert an Engelshaar und Scherben sind fein säuberlich zu glitzernden malerischen Linien arrangiert. Die Künstlerin transformiert durch die Sensibilität und Klarheit in ihrer Formgebung alltäglich konnotiertes Material zu etwas Kostbarem.
Teilweise arbeitet Ulrike Möschel mit Sprache. Gedichtfetzen und kurze Sprüche erklären nicht die Welt, sondern evozieren lediglich vage melancholische Gefühle. Die Voraussetzung hat sie durch das Aufspannen atmosphärisch dichter Räume geschaffen - ob ausgehend hiervon ein tieferes Hinabsteigen in eigene Fragestellungen stattfindet, überlässt Ulrike Möschel ganz dem Rezipienten.
Julia Ritterskamp, 2011, in RISING – Young artists to keep an eye on, DAAB Verlag, Köln 2011