Markus Heinzelmann
Vertrauen
Die Arbeiten von Ulrike Möschel vereinigen Qualitäten, die auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinen. Möschel arbeitet mit kollektiv verankerten Bildern und Symbolen: dem Spiegel, der Kinderschaukel, dem Leuchten einer Straßenlaterne, der Vorstellung vom Eindringen des Unbekannten in unsere Welt, sei es durch eine verschlossene Tür oder aus dem Dunkel „Unterm Bett“ (2008); und doch vermitteln ihre Installationen, Skulpturen und Filme einen durchaus persönlichen Eindruck und sprechen den Betrachter als Individuum unmittelbar an. Ihre Arbeiten erscheinen häufig ephemer wie die „Sprüche“, Worte, Aussprüche und kurzen Sätze, die sie seit 2004 auf Papier bannt, oder die „Schattenvögel“, deren Silhouetten sie 2008 als Folien auf ein Fenster geklebt hat; doch wird die Randständigkeit bei Möschel immer durch eine große formale Klarheit und Strenge in eine allgemeingültige Form übertragen. Und schließlich erhalten die Materialien und Orte, von denen sich die Künstlerin bei der Entwicklung ihrer Konzepte leiten lässt, sich ihnen geradezu „überlässt“ (Möschel), eine besondere Bedeutung: Erst durch das hohe Maß an Materialgerechtigkeit und Ortsspezifik werden die Differenzen und Brüche sichtbar, die das Selbstverständliche als fremd erscheinen lassen. Möschel balanciert die scheinbar paradoxen Elemente ihrer Arbeiten sensibel aus und versetzt die von ihr bespielten Räume so in einen Schwebezustand, der untrennbar zwischen erinnertem Alltag und imaginierten Welten oszilliert.
Mit der Aufbringung von Blattsilber auf einer Fensterscheibe im Museum Morsbroich geht Möschel einer alten Technik der Spiegelfabrikation nach und unterstreicht zugleich den Charakter des barocken Schlosses als ein schmuckverziertes Gesamtkunstwerk. In einem zweiten Schritt kratzt die Künstlerin einen begrenzten Durchblick durch diese Folienhaut wieder frei. Diese Leerstelle weist möglichst exakt die Form des schmiedeeisernen Gitterwerks auf, das das Fenster nach außen schmückt und schützt. Wie in einem Spiegelkabinett greifen so positive und negative Formen auf mehrfach gebrochene Weise ineinander und initiieren ein schillerndes Spiel aus Licht und Bedeutung.
Edelmetalle kehren auch in der „Weißen Schaukel“ (2009) wieder. Die ursprünglichen Halteseile wurden von der Künstlerin in Greifhöhe aufgerubbelt, und nun verbindet ein kleines Stück Silberdraht, das von flatterigem Weißgold umkleidet wird, die Enden miteinander. Das weiß lackierte Holz, die weißen Seile und die Edelmetalle erwecken den Eindruck einer porzellanhaften Zerbrechlichkeit und zugleich von Unberührtheit im eigentlichen, kindlichen Sinne.
Museum Morsbroich, Leverkusen 2010
Vertrauen
Die Arbeiten von Ulrike Möschel vereinigen Qualitäten, die auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinen. Möschel arbeitet mit kollektiv verankerten Bildern und Symbolen: dem Spiegel, der Kinderschaukel, dem Leuchten einer Straßenlaterne, der Vorstellung vom Eindringen des Unbekannten in unsere Welt, sei es durch eine verschlossene Tür oder aus dem Dunkel „Unterm Bett“ (2008); und doch vermitteln ihre Installationen, Skulpturen und Filme einen durchaus persönlichen Eindruck und sprechen den Betrachter als Individuum unmittelbar an. Ihre Arbeiten erscheinen häufig ephemer wie die „Sprüche“, Worte, Aussprüche und kurzen Sätze, die sie seit 2004 auf Papier bannt, oder die „Schattenvögel“, deren Silhouetten sie 2008 als Folien auf ein Fenster geklebt hat; doch wird die Randständigkeit bei Möschel immer durch eine große formale Klarheit und Strenge in eine allgemeingültige Form übertragen. Und schließlich erhalten die Materialien und Orte, von denen sich die Künstlerin bei der Entwicklung ihrer Konzepte leiten lässt, sich ihnen geradezu „überlässt“ (Möschel), eine besondere Bedeutung: Erst durch das hohe Maß an Materialgerechtigkeit und Ortsspezifik werden die Differenzen und Brüche sichtbar, die das Selbstverständliche als fremd erscheinen lassen. Möschel balanciert die scheinbar paradoxen Elemente ihrer Arbeiten sensibel aus und versetzt die von ihr bespielten Räume so in einen Schwebezustand, der untrennbar zwischen erinnertem Alltag und imaginierten Welten oszilliert.
Mit der Aufbringung von Blattsilber auf einer Fensterscheibe im Museum Morsbroich geht Möschel einer alten Technik der Spiegelfabrikation nach und unterstreicht zugleich den Charakter des barocken Schlosses als ein schmuckverziertes Gesamtkunstwerk. In einem zweiten Schritt kratzt die Künstlerin einen begrenzten Durchblick durch diese Folienhaut wieder frei. Diese Leerstelle weist möglichst exakt die Form des schmiedeeisernen Gitterwerks auf, das das Fenster nach außen schmückt und schützt. Wie in einem Spiegelkabinett greifen so positive und negative Formen auf mehrfach gebrochene Weise ineinander und initiieren ein schillerndes Spiel aus Licht und Bedeutung.
Edelmetalle kehren auch in der „Weißen Schaukel“ (2009) wieder. Die ursprünglichen Halteseile wurden von der Künstlerin in Greifhöhe aufgerubbelt, und nun verbindet ein kleines Stück Silberdraht, das von flatterigem Weißgold umkleidet wird, die Enden miteinander. Das weiß lackierte Holz, die weißen Seile und die Edelmetalle erwecken den Eindruck einer porzellanhaften Zerbrechlichkeit und zugleich von Unberührtheit im eigentlichen, kindlichen Sinne.
Museum Morsbroich, Leverkusen 2010